Simon Birbacher und Thomas Singer von der MHK Group, eine der großen europäischen Einkaufs- und Dienstleistungsverbundgruppen, haben nach einjähriger Lernreise zusammen mit weiteren Kollegen das Qualifizierungsprogramm „Diplomierte/r Digitalisierungsmanager:in ADG“ der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. (ADG) erfolgreich abgeschlossen. Die beiden wissen heute: Mit der richtigen Selbstorganisation ist eine solch intensive Weiterbildung berufsbegleitend und im Einklang mit dem Privatleben zu leisten. Simon Birbacher und Thomas Singer blicken auf die Lernreise zurück, sprechen über ihre Erwartungshaltung und ihre neu gewonnenen Erfahrungen.

  • Vor etwas über einem Jahr sind Sie in das Qualifizierungsprogramm „Diplomierte/r Digitalisierungsmanager:in ADG“ bei der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. (ADG) gestartet – mit welcher Erwartungshaltung?

Thomas Singer: Es war eine gewisse Spannung da, Respekt vor dem Workload. Ich dachte, das ist ein ganz schönes Paket, das auf uns zukommt. Ich hatte schon länger an keiner derartigen Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen, obwohl ich grundsätzlich ein wissbegieriger Mensch bin. Meine Erwartung war, mich für die tägliche Arbeit zu qualifizieren, ohne jedoch präzise Vorstellungen zu haben, wie dieses Lernprogramm aussehen könnte.

Simon Birbacher: Da ich schon zwei, drei Monate vorher mit in die inhaltliche Ausgestaltung des Programms für die MHK Group involviert war, war der Spannungsbogen für mich ein anderer. Für mich stellte sich die Frage, wie die innovative Lernreise bei meinen Kollegen ankommt. Die Art der Wissensvermittlung war etwas ganz Neues, weg vom Seminar, hin zum Webinar mit sechs Modulen pro Thema, die man selbständig Stück für Stück durcharbeitet. Die Erwartungshaltung war hoch, denn Themen wie KI und Big Data sind bereits im Berufsalltag relevant. Vor fünf, sechs Monaten hat noch niemand über ChatGPT gesprochen. Heute nimmt das Thema Fahrt auf. Ich denke, es war genau die richtige Zeit, um sich mit dem Thema Digitalisierung intensiv auseinanderzusetzen.

  • Jetzt, mit der Zertifizierung in der Hand: Wie bewerten Sie Ihre Lernreise?

Singer: Ich fand die Struktur und den Ablauf der Module sehr sinnvoll. Das hatte eine gewisse Dramaturgie. Von der Präsentation und Diskussion der Megatrends des Zukunftsinstituts ganz zu Anfang bis hin zum Projekt-Setup, der Frage, wie man IT-Projekte aufsetzt. Zwischendurch hatten wir immer wieder genug Reflektionsmöglichkeiten. Das war sehr gelungen.

Birbacher: Stimmt. Wir haben sogar zeitweise zusammen gelernt. Das war vielleicht sogar der positivste Nebeneffekt: sich nach Feierabend zusammenzusetzen, den Lernstoff zu diskutieren und gemeinsam zu erarbeiten. Der Dialog über das Gelernte war wertvoll. Denn wenn man den Kollegen etwas erklärt oder man sich gemeinsam etwas erarbeitet, dann lernt man wirklich.

Wir haben dabei auch die Kollegen neu kennengelernt. Das darf man nicht unterschätzen. Wenn man ein Zwei-Tages-Seminar besucht, ist alles sehr dosiert: Im Laufe einer einjährigen Lernreise hat man permanent Kontaktpunkte. Das hat richtig Spaß gemacht!

Singer: Für mich war schnell klar: Die Inhalte der unterschiedlichen Dozenten, Fachliteratur, YouTube-Clips, empfohlene Newsletter, die Wissensdatenbank und alle Materialien, die darüber hinaus von der ADG im Lernportal zur Verfügung gestellt wurden, das war „echt Granate“. Das war sehr gut strukturiert und dargeboten.

Birbacher: Ja, das war eine sehr gute Lernbegleitung durch die ADG, man konnte sich den Stoff einfach gut erarbeiten.

Singer: Mir hat sehr gefallen, dass das Programm an unsere Wünsche und Anforderungen angepasst war durch die sogenannten Transferarbeiten. Wir konnten Themen und Aufgabenstellungen aus unserem Berufsalltag einbringen, die wir dann direkt bearbeiten und einer Lösung zuführen konnten. Ein echter interaktiver an unserem Bedarf orientierter Austausch anstelle eines Frontalunterrichts.

  • Die letzte Prüfungssituation war vermutlich für Sie schon eine Weile her. Hand aufs Herz: Wie nervenaufreibend war der Prüfungsstress?

Singer: Ich bin seit vielen Jahren Vertriebsmensch durch und durch. Daher bin ich oft in neuen Situationen und mit Menschen neu im Gespräch. Verkaufspräsentationen gehören zu meinen täglichen Aufgaben. Aber eine Prüfung ist doch etwas anderes! Meine Uhr zeigte eindeutig einen höheren Puls als im Alltag. Das war aufregend und schön. In solch einem Setting war ich das letzte Mal vor 30 Jahren im Studium. Die Prüfung haben wir im Team von jeweils drei Kollegen abgelegt – das hat auch etwas Sicherheit vermittelt.

Birbacher: Ich war wirklich erstaunt, wie unterschiedlich lang ich die 30 Minuten vor und in der Prüfung empfunden habe. Positiven Stress hatten wir alle, aber nur so wird auch ein entsprechendes Ergebnis erzielt.

Singer: Die Prüfung und das Setting waren absolut professionell gestaltet. Ein guter, runder Abschluss der Lernreise – ja, eine Veredelung würde ich es nennen.

  • Beruf, Privatleben und parallel eine einjährige Qualifizierung – wie haben Sie das alles unter einen Hut bekommen?

Birbacher: Ich habe sogar während dieser Zeit auf dem Schloss Montabaur geheiratet! Ich sag es mal so: Der Kalender ist dein Freund. Wenn du ihn aber nicht pflegst, dann wird das Ganze ziemlich herausfordernd. In Sachen Terminplanung und Kommunikation galt es, einiges zu lernen. Wichtig ist, dass man kommuniziert. Auch zuhause ist Kommunikation alles. Meine Frau hat ihr Buch gelesen, während ich mein Fachbuch gelesen habe. Das geht dann sicher schon besser als in einer mehrköpfigen Familie.

Singer: Stimmt. Ich habe drei Kinder und eine Ehefrau. Aber durch das selbständige Lernen im E-Learning-Portal ist wirklich eine große Flexibilität gegeben. Man kann auch Webinare nachholen und zu Tag- und Nachtzeiten seiner Wahl lernen. Es gab immer die Möglichkeit, sich die Inhalte noch einmal anzusehen. Für die Familie war es schön zu sehen, dass der Papa auch die Schulbank drückt. Ein paar Themen habe ich sogar mit meinem Junior, der Informatik studieren möchte, gemeinsam auf der Couch angesehen und diskutiert. Zum Teil konnte ich also auch meine Familie mit den Themen begeistern. Man muss aber fairerweise auch sagen, dass uns die MHK Group viel Freiraum zum Lernen ermöglicht hat. Die Flexibilität war in jedem Fall da.

  • Wenn Sie Ihre Digitalisierungskompetenz vor dem Programmstart und nun danach einstufen müssten: Wo lagen Sie vorher, wo sehen Sie sich jetzt?

Birbacher: 0 und 1. Nein, das ist eine schwierige Frage. In der Tiefe und Anwendung kann ich das vielleicht noch gar nicht ganz ermessen. In jedem Fall haben wir viel Basis- und Grundlagenwissen erworben und das Mindset ist jetzt offener. Während ich früher Sachverhalte eher intuitiv bewertet habe, kann ich sie jetzt fachlich besser bewerten. Die Digitalkompetenz ist auf jeden Fall gestiegen, aber da ist noch Luft nach oben. Meine Wahrnehmung hat sich verändert. Ich habe ganz schön Respekt bekommen, wenn ich sehe, welche Kompetenzen andere Kollegen haben.

Singer: Das Programm hat auf jeden Fall meinen Horizont erweitert. Vor dem Hintergrund meiner Ausbildung hätte ich mich vor dem Programm auf einer Skala von 1 bis 10 auf einer 6 bis 7 gesehen. Aber jetzt in der Nachbetrachtung muss ich sagen, dass ich vielleicht doch nur bei einer 2 oder 3 stand. Heute fühle ich mich mit meinem Zertifikat auf der Höhe der Zeit.

  • Haben Sie Ihr neues Wissen bereits im Unternehmen anwenden können? Wenn ja – wie?

Singer: Ich habe wirklich aus jeder Lerneinheit Impulse und Wissen mitgenommen, angefangen von den Megatrends bis hin zu Datenbankenstrukturen. Wir arbeiten mit einer Firma zusammen, die Dashboards produzieren. Jetzt kann ich die selbst programmieren! Für mich war insbesondere auch das Thema Projektmanagement sehr hilfreich. Natürlich hängt es sehr von der jeweiligen Rolle oder Aufgabe im Unternehmen ab, was man am Ende aus dem Programm konkret anwenden kann. In jedem Fall weiß jetzt jeder, wo er sich zu welchen Themen informieren kann. Wer aus diesem Programm nichts für seine Arbeit mitnimmt, hat ein Problem mit seiner Transferstärke.

Birbacher: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und hat es in der Hand, das Gelernte anzuwenden. Wenn ich an die Themen Dienstleistereinschätzung und Projektmanagement denke, weiß ich, dass ich diese jetzt einfach anders, einfach fundierter bewerten kann. Auch die Gespräche mit dem Projektmanagement haben sich verändert. Ich habe festgestellt: Wenn ein Kollege mit neuen Themen ums Eck kommt, dann habe ich früher gedacht, ich habe es verstanden. Aber jetzt verstehe ich es vielleicht doch noch besser. So kann ich dem Ganzen auch eine andere Wertschätzung entgegenbringen. Das ist sehr wertvoll. Wir haben auch eine sehr gute Projektarbeit erstellt zum Thema „Mitarbeiterkompetenzen digital sichtbar machen“. Da liegt es nun an uns, wie wir das im Unternehmen vorantreiben und umsetzen.

  • Wem würden Sie dieses Qualifizierungsprogramm empfehlen?

Birbacher: Als MHK Group haben wir das Programm vom Mitarbeiter über den Teamleiter bis hin zum Geschäftsführer verprobt und erfahren, dass hier jeder für seine Rolle profitiert hat. Man muss sicherlich prüfen, ob es aufgrund des zeitlichen Einsatzes in vollem Umfang für jeden Mitarbeiter und jede Rolle geeignet ist. Das Grundlagenwissen sehe ich hierarchieübergreifend und würde auf keinen Fall bei der Führungsebene stoppen. Es muss sicherlich nicht jeder jedes Modul absolvieren.  Da gilt es, auf die Aufgabenstellung zu schauen. Aber mit Blick auf das Thema Lebenslanges Lernen würde ich niemanden kategorisch ausschließen.

Singer: Altersgrenzen sehe ich nicht. Das Programm ist auch für diejenigen gut zu absolvieren, die schon länger aus Lernprozessen raus sind. In jedem Fall sollte man eine Bereitschaft für Neues mitbringen. Wer Smartphones ablehnt, für den ist es vermutlich wirklich nichts. Aber es ist etwas für neugierige Menschen. Ich teile Simons Haltung, dass das Programm alle Mitarbeiter aller Hierarchieebenen durchlaufen sollten, damit das Unternehmen die Transformationsaufgaben der Zukunft mit dem gleichen Grundverständnis angehen kann. Man muss jedenfalls kein Nerd sein, um das Programm zu besuchen!